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Ein Abend (oder Mittag, die Überlieferungen sind sich uneins…) im späten Oktober 2013. Die Weichen werden gestellt. Kevins Entwicklung nehmen Stephan und Pe, die nach seinem Knast- und Therapieaufenthalt viel Kontakt zu ihm haben, positiv auf. Russell, der bereits seit Anfang 2013 mit seiner eigenen Band unterwegs ist und in ausverkauften Hütten frenetische Erfolge feiert, denkt schon eher laut über eine Reunion der Onkelz nach. Doch die ist, nicht zuletzt wegen der immer noch großen dunklen Wolke des Streits, die kaum überwindbar scheint, zu dem Zeitpunkt noch in ganz weiter Ferne.
Pe nimmt diese Hürde auf sich. Er schreibt Gonzo eine längere Email, in der er über Kevins rasante Entwicklung hin zum Guten berichtet und fragt, ob er sich nicht wieder vorstellen könnte, mit den Onkelz gemeinsam zu spielen. Im Grundtenor. Gonzo wird später sagen, dass Pe ihn vielleicht an diesem Tage nur auf dem richtigen Fuße erwischt hat. Die Wahrheit ist aber auch, dass Gonzo schon länger den Wunsch verspürt, mit seinen ehemaligen Bandkollegen wieder eine Bühne zu teilen. Gonzo schaltet unerwartet auf grün. Pe, Kevin und Stephan staunen. Und langsam aber sicher wird auch klar: Man würde sich treffen. Und bei diesem Treffen werden sich Stephan und Gonzo wiedersehen. Nach 9,5 Jahren. Nach so vielen Querelen, Streitereien, Ego-Reibereien. Alles hängt von diesem Treffen ab…
Und das funktioniert tadellos. Nachdem man im Vorfeld schon viele Hebel in Bewegung setzt und man sich ganz langsam verdeutlichen muss, dass eventuell bald schon wieder an der Reunion der Band gearbeitet werden wird, findet das Treffen im ausklingenden Oktober in Frankfurt statt. Gonzo, der kann sich anfangs mit dem Gedanken, Stephan zu sehen, kaum anfreunden – doch er versteht, dass es nicht anders geht. So musste es sein. Wie auch sonst? Pe und Kevin sind voller Spannung. Was würde passieren, wenn die zwei wieder aufeinander treffen? Pe sagt: „Es hätte an dem Tag alles passieren können. Alles.“ Das nichts (schlimmes) passiert, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich Stephan und Gonzo im richtigen Moment wieder in die Augen sehen, sich die Hand schütteln und fragen, wie es dem anderen geht. Mit diesem Handshake und diesem Abtasten werden die Weichen gestellt. Kein Vorhalten alter Fehler, kein schmerzhaftes Wühlen in der bitteren Vergangenheit. Keine Schuldzuweisungen, keine Fingerzeige. Natürlich wird auch über die Probleme gesprochen, aber erst nachdem man sich einig ist, die alte „Onkelz-Ehe“ wieder aufleben lassen zu wollen. Und, und das ist das Wichtigste: Es werden für fast alle Probleme in der Vergangenheit, Lösungsansätze für die Zukunft gesucht. Einer dieser Ansätze ist die komplette geschäftliche Neuaufstellung. Und das Verzeihen. Am Ende des Tages, der so gut abläuft (und dem mehrere Treffen zwischen Gonzo und Stephan folgten), dass sich zwei der vier hinterher fragen müssen, warum man eigentlich neuneinhalb Jahre im Zustand des kalten Krieges miteinander verbrachte, macht man sogar ein Foto miteinander.
In den darauffolgenden Wochen kann mit der Planung dessen begonnen werden, was noch ein paar Tage vorher völlig unrealistisch war und auf dessen Zustandekommen man jede Wette hätte platzieren können – die Quoten hätten lächerlich gering ausgesehen: Die Reunion der BÖHSEN ONKELZ im Jahre 2014.