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Noch in der selben Nacht, in der Löffel stirbt, und durchdrungen vom Schmerz und der Trauer und Wut, dass ihm wieder einmal einer seiner besten Freunde genommen wurde, folgt Stephan einer Eingebung. Er macht sich auf die Suche nach Kevin. Als er ihn schließlich findet, liegt Kevin leblos auf dem Boden seines Hotelzimmers. Er blutet aus Nase, Ohren und Mund. Der Boden ist übersät mit Brandlöchern. Auf dem Nachttisch liegt ein etwa 40 Gramm (!) schwerer Brocken Koka- und Heroin. Das Leben das Sängers hängt wieder einmal am seidenen Faden. Als der Notarzt im Hotel eintrifft, ist Kevin bereits viereinhalb Minuten klinisch tot, muss reanimiert werden. Die Ärzte werden später sagen, dass Russell keine fünf Minuten mehr gehabt hätte. Dann wäre es vorbei gewesen. Exitus. Auf Wiederseh`n. Sein Herz beginnt unter der Druckmassage der Notärzte wieder zu schlagen, in letzter Sekunde. Durch den extremen Drogenmissbrauch in jener Nacht, hatte sich Russell eine bakterielle Entzündung des Gehirns eingefangen, die sofort behandelt werden musste. Nach der Ankunft in der Mainzer Uni-Klinik, wird er notoperiert. Operiert heißt in diesem Fall, dass sein Schädel geöffnet werden musste. An vier Stellen bohren sich die Ärzte durch Kevins Schädeldecke, entfernen jede Menge entzündete Hirnmasse. So groß, wie Golfbälle.
Es folgen künstliches Koma und viele Tage des Zitterns, ob Kevin überlebt und wenn ja, mit welchen Folgen. Hoffen und Bangen, Angst und Zuversicht, dazwischen: Konkreter Schmerz. Drei Wochen lang geht Stephan jeden Tag ins Krankenhaus. Von morgens bis abends. Solange, bis Kevin endlich aus dem Koma erwacht. Stephan ist paralysiert, erlebt diese Zeit wie in Trance. Er kann das alles überhaupt nicht verarbeiten. So viele private Schicksale und Tragödien. Trimborn, Löffel, Russell? Das durfte doch alles gar nicht wahr sein. In der Zwischenzeit kümmert er sich um einen Therapieplatz für die ebenfalls drogensüchtige damalige Lebenspartnerin Russells und bringt Kevins und ihren Sohn bei Verwandten unter. Weidner macht Einträge im offiziellen Onkelz Forum. Er berichtet über Kevins Gesundheitszustand, will die Fans, denen man Ende Januar reinen Wein einschenken muss, nicht alleine mit dem Schock im Regen stehen lassen.
Das schreibt das B.O. Management Ende Januar 2006:
„Damit ihr es nicht aus anderen Quellen erfahren müsst, müssen wir euch heute eine sehr traurige Nachricht übermitteln.
Kevin hatte einen schlimmen Drogenrückfall und liegt seit Donnerstag dem 12.1. wegen verschiedener Symptome im künstlichen Koma auf der Intensivstation.Unter anderem sind aufgrund eines bakteriellen Infekts Teile seines Gehirns angegriffen, weswegen er bereits operiert wurde. Wir wollen euch nichts vormachen, sein Zustand ist weiterhin kritisch und bisher ist noch keine Prognose zu wagen. Wir sind täglich bei ihm und er bekommt wirklich jede erdenkbare Hilfe! Wir bitten euch, von Spekulationen über seinen Zustand abzusehen und auch nichts auf Gerüchte aus Internetforen oder eurem Bekanntenkreis zu geben, wir werden euch hier an dieser Stelle informieren, sobald eine Veränderung eintritt. Wir sind alle geschockt und uns bleibt nichts anderes übrig als gemeinsam zu hoffen und zu wünschen, dass es ihm in Kürze wieder besser geht. Sobald Kevin aus dem Koma zurück geholt wird, werden wir ihm eure Post natürlich vorlegen!
Die Onkelz“
Am Ende, Anfang Februar 2006, kann Stephan spürbar erleichtert Entwarnung geben – das Wunder ist perfekt: „Kevin ist heute aus der Intensivstation entlassen und in eine neurologische Rehabilitationsklinik überwiesen worden. Er macht heilungstechnisch rasante Fortschritte und es besteht absolut kein Grund mehr, an seiner vollständigen Genesung zu zweifeln.“
Ende März, während seiner Rehabilitation, meldet sich Kevin zu Wort:
„Hallo Leute,
Es ist jetzt an der Zeit, mich zurück zu melden – es tut mir Leid, dass ich euch so einen Schrecken eingejagt habe.
Ich bin nun nach der Reha praktisch vollständig wieder hergestellt. Und bis auf ein paar nette Narben an den Schläfen wird auch aller Voraussicht nach wie durch ein Wunder nichts mehr zurück bleiben. Gleichzeitig möchte ich nun die Gelegenheit nutzen und euch meinen Dank für eure überwältigende Anteilnahme während dieser für mich und mein Umfeld sehr schweren Zeit auszusprechen. Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie sehr ich mich über eure Zuschriften gefreut habe, die Stephan mir tonnenweise ins Krankenhaus gebracht hat. Es lässt sich zwar nicht beweisen, aber sie haben sicherlich einen guten Teil zu meiner Genesung beigetragen. Ein Dank geht auch an alle, die in den Foren und Gästebüchern an mich gedacht haben und natürlich auch an die Jungs aus meiner Heimatstadt Hamburg. Bitte habt Verständnis, dass ich die Umstände, das „Wie?“ und das „Warum?“, die zu dieser Situation geführt haben, nicht hier oder sonst wo groß auswälzen möchte. Ich bin im Moment erst mal froh, dass ich alles so gut überstanden habe.
Wir sehen uns!
Euer Kevin“
Als kleines Dankeschön, dass man so diskret mit Kevins Krankheit und Genesung umgegangen ist, spenden die Onkelz der Uni-Klinik Mainz medizinische Geräte.