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Frage: „Ihr wart ca. 3 1/2 Jahre Skinheads. Was hat euch bewegt, die Szene 1986 endgültig zu verlassen?“

Gonzo: „Genau dasselbe, was mit dem Punk passierte, wiederholte sich bei den Skins. Kommerz ohne Ende, diese Schuhe sind „in“, diese Schuhe „out“, usw… Außerdem haben damals viele rechte Parteien versucht, die Skins in ihr Lager zu ziehen, bei vielen erfolglos, aber eine neue Generation wuchs nach und wandte sich den Rechten zu. Wir hatten darauf keinen Bock.“

Frage: „1991 habt ihr auf euren Konzerten Flyer verteilt und im Booklet eurer CD „Wir ham‘ noch lange nicht genug“ einen eindeutigen Kommentar zu eurer Einstellung gegeben. Was hat euch dazu veranlasst?

Gonzo: „Unser Bild in der Öffentlichkeit zum einen. Aber noch mehr Anlass waren die Rechten, die versuchten, uns vor ihren Karren zu spannen.“ aus „Spektrum“, Schülerzeitung am Inda-Gymnasium, Aachen, Sommer ’98

Frage: „Auf der neuen Scheibe ist ein textlich sehr interessantes Stück „Ohne mich“, in dem Ihr Euch auch erstmals in einem Stück sowohl gegen rechte als auch linke Anfeindungen wendet.“

Stephan: „Es geht hier nicht um Linke im Allgemeinen, sondern um Linksextreme. Und da in erster Linie um die Antifa, die uns mehrfach extrem denunziert hat. Prinzipiell finde ich eine rechte Strömung beschissener als eine linke. Ich kann mich zumindest mit der linken Seite mehr anfreunden.“

Frage: „Ihr habt ja das Problem, dass Ihr trotz eindeutiger Ansagen Euer Fascho-Potential nicht so ganz loswerdet. Wie erklärt Ihr Euch, dass trotz konsequenter Stellungnahme diese Leute nach wie vor auf Euren Konzerten präsent sind?“

Stephan: „Glücklicherweise können wir festhalten, dass das ein verschwindend geringer Teil ist. Ich gebe dir natürlich Recht, dass diese Leute auf den Plan gerufen werden. Genau erklären kann ich es mir nicht – ich denke, wir haben uns mehr als einmal klar zu diesem Thema geäußert und Stellung bezogen. Ich glaube, es ist dem letzten Idioten eigentlich klar, dass wir mit solchen Sachen nicht konform gehen. Nichtsdestotrotz kannst Du den Leuten, solange sie sich nicht eindeutig als Rechte zu erkennen geben, sprich durch Embleme, T-Shirts oder auch den Hitlergruß, ja nicht sagen: ‚Du bist ein Fascho‘ Wir kennen die Leute hier ja nicht. Wir müssen darauf achten, dass solche Leute, die sich zu erkennen geben, nicht rein gelassen werden.“ aus „Hempels Straßenmagazin“, Kiel, Oktober ’98

Frage: „Eure rechtsradikale Vergangenheit bleibt an euch haften…

Stephan: „Wir sind jetzt mitte Dreißig und das ganze liegt so weit hinter uns. Wir waren damals noch jung und dumm und haben uns keine Gedanken über irgendwelche Ideologien gemacht.“

Frage: „Habt Ihr nach wie vor die Art von Nationalstolz, den Ihr zum Beispiel in „Deutschland“ von 1984 zum Ausdruck bringt?“

Stephan: „Heute sind wir nur noch Patrioten, wenn Fußball gespielt wird. Leute, denen die Identifikation fehlt, verstecken sich hinter Nationalstolz. Wir wollen die Fans durch unsere Musik vereinen, ihnen eine andere Identifikation anbieten.“ aus „HNA Sonntagszeit“, 18.10.98

Frage: „Textlich am interessantesten finde ich „Ohne mich“, ein Lied über die Anfeindungen aus dem rechten und linken Lager...“

Stephan: „Da muss man ein bisschen differenzieren, denn es geht hier nicht um Linke im allgemeinen, sondern um Linksextreme, speziell die Antifa. Es geht hier auch nicht darum, einen anti-faschistischen Kampf negativ zu bewerten, da ich einen solchen für absolut nötig halte.“

Frage: „Was kotzt Dich mehr an, Anfeindungen aus dem rechten oder dem linken Lager?

Stephan: „Prinzipiell finde ich ’ne rechte Strömung beschissener als eine linke, mit der ich mich dann doch mehr anfreunden kann. Die Argumente der rechten sind halt ziemlich doof.“ aus „Animalize“, Okt./Nov. ’98

Inzwischen hat es sich zur gängigen Praxis entwickelt, Interviews, die die Band in einem guten und intelligenten Licht darstellen, einfach nicht zu senden.

Auch der Berliner Radiosender „Radio Fritz“ schickt einen Redakteur, dem Stephan in der Lobby des Pelikan-Sheraton Hotels in Hannover nachts um 01:00 Uhr zwei Stunden lang Rede und Antwort steht. Der Redakteur Aditia Sharma stellt sehr intelligente Fragen und erhält von Stephan sehr intelligente Antworten. Warum das Interview nie veröffentlicht wird, soll bis zur nächsten Tour im Jahr 2000 ein Rätsel bleiben.