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Wie es zur Entstehung des viel diskutierten Demotapes kam und die Onkelz kurz vor dem Kultstatus:
Ebenfalls 1983 nehmen die Böhsen Onkelz ihr erstes offizielles Demotape auf, das später nur als das ominöse „Demo“ traurige Bekanntheit erreichen soll. Auf diesem Demo befinden sich eine radikalere Version des alten Punkstückes „Türken raus“ und eine veränderte Version des Oi-Stückes „Oi! Oi! Oi!“. Ab diesem Zeitpunkt muss man den Böhsen Onkelz eine Ausländerfeindlichkeit attestieren, die sich in großer Brutalität und Gewalt äußert, sowie in radikalem Auftreten während ihrer seltenen und sporadischen Gigs.
Zu dieser Zeit, Mitte 1983, werden auch die Songs der Onkelz zunehmend bekennender. Man ist „stolz“ ein Skinhead zu sein. Und dennoch wähnt man sich unpolitisch. Nicht gänzlich unpolitisch, überhaupt nicht, um genau zu sein, ist der zweite „Skandalsong“ der Frankfurter. Der erste, der eine tatsächlich heftige Grundaussage hat und sicherlich der dümmste Song, den Weidner jemals zu Papier bringt. „Deutschland den Deutschen“ ist unsagbar hassend. Das „Lied“ gibt es schon eine ganze Zeit vorher, heißt „Oi! Oi! Oi!“ und ist im Grunde nichts anderes, als ein weiteres, gesellschaftskritisches Zeitdokument. Latente Untergangsstimmung, die in deutschen Großstädten zu jener Zeit modern ist, aber keine Spur von Rassismus. Das ändert sich mit „Deutschland den Deutschen“. Weidner hat nach wie vor eine diffuse Wut auf Türkengangs und Ausländer im Allgemeinen. Keine, die irgendwie parteipolitisch erklärbar ist, aber eine, die sich durch zahllose Street-Fights tief in seinem Hirn verwurzelt hatte.
Wo es in „Oi! Oi! Oi!“ noch heißt: „Punks und Skins im Zusammenhalt – gegen Euch und Eure Staatsgewalt“, wird in „Deutschland den Deutschen“ ein: „Skinheads im Zusammenhalt – gegen euch und eure Kanakenwelt“ daraus. Den Slogan „leiht“ sich Stephan von der NPD, die zu dieser Zeit ihre schon damals bescheuerten Wahlkampfplakate mit dieser Parole bedrucken lässt. Ein ausgesprochen dummer Song mit einer prekären Aussage, keine Frage.
Doch wann und wo wurden diese Songs vorgetragen?
Hatte es 1981 nur sieben dilettantische Auftritte vor einem meist jugendlichen und volltrunkendem Punk-Publikum gegeben und hatte es 1982 nur vier Auftritte vor einem ebenfalls jugendlichen und ebenfalls volltrunkendem Publikum gegeben, das man der Oi-Punk-Bewegung hätte zurechnen können, so waren es aufgrund der häufigen Abwesenheit von Kevin und Gonzo 1983 gerade mal zwei Shows, die man als erste Skinheadkonzerte werten muss.
Im Sommer 1983 spielen die Onkelz einen Gig in einem Berliner Bunker, der auch als Proberaum der rechten Berliner Skinheadband „Kraft durch Froide“ genutzt wird. Die Onkelz haben sich mit ihrem „Demo“ bereits einen Namen in der Szene gemacht und sind nun ein fester Bestandteil der nach rechts treibenden deutschen Skinhead Bewegung. Während dieses Gigs in Berlin ’83 spielen sie zum letzen Mal den Song „Türken raus“ und zum einzigen Mal „Deutschland den Deutschen“. Bei diesem Gig sind ca. 80-100 Leute anwesend. Die noch kleine Skinheadszene feiert die Onkelz als ihre Helden und die rechten Parteien sehen ihre Chance zur gezielten Einmischung.