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Entgegen vieler Behauptungen, die Böhsen Onkelz hätten ihren Skandalsong „Türken raus“, der ihnen bis heute angelastet wird, als Skinheadband geschrieben, muss hier darauf hingewiesen werden, dass „Türken raus“ einer der ersten Songs im Repertoire gewesen ist und auf die Zusammenstöße zwischen den Jugendlichen verschiedener Kulturen in den Frankfurter Vororten zurückzuführen ist.

Stephan und Kevin zogen schon immer Gewalt an, wie ein Staubsauger die Krümel. Das ist auch in den Gründungstagen der Band nicht anders. Provokation bis zum Äußersten ist genau das Ding der gerade flügge gewordenen Onkelz. Die Punkbewegung in Frankfurt, sie ist 1980 weder links noch rechts. Im Großteil deshalb, weil die „FFM-PUNKX“ keinen Bock auf Parteipolitik haben. Hippies hingegen schon, die schon bald anfangen, die bunthaarigen Jugendlichen in der Mainmetropole zu unterwandern. Und es gibt als Punk natürlich auch oft auf die Fresse. Das bleibt gar nicht aus. Spießrutenlauf gesellt sich an Spießrutenlauf. Sicher von der U-Bahn Station zum Jugendzentrum gelangen, ohne einer Jugendgang in die Arme zu laufen, wird zum Sport. Blaue Augen, gebrochene Nasen – das alles gehört zum Alltag der Onkelz. Die Gangs in Frankfurt sind damals stark besetzt von Kids mit Migrationshintergrund. Gar nicht so weit weg von dem Gangsta-Rap-Klischee, das heutige Rapper bedienen, müssen sich die Punks der Großstädte einiges gefallen lassen. Nicht so Stephan und Kevin. Sie schlagen zurück. Sie sind Täter und Opfer, keiner schenkt sich etwas.

„Türken raus“ ist kein politisches Lied, im Gegenteil. Es wird keine „Rassenreinheit“, kein völkischer Wahn oder sonst irgendein Nazi-Propaganda-Mist verbreitet. Es ist ein knapp zweieinhalb minütiger dummer, weidnerischer Wutausbruch. Dass die Böhsen Onkelz in den nächsten 5 Jahren eine ausländerfeindliche Haltung annehmen, ist dagegen unbestritten und soll hier nicht unerwähnt bleiben.

1981 steigen die Böhsen Onkelz während vieler Wochenendfahrten nach Frankfurt in die dortige Punkszene ein und machen sich schnell einen Namen als asoziale, authentische Punkband. Zusätzlich muss erwähnt werden, dass gerade in Frankfurt, aufgrund der „Startbahn-West-Krawalle“ und der blühenden Punkbewegung eine allgemein aggressive Stimmung herrscht. Die „Hippies“ und die „Alt 68er“ gelten den Punks als Feindbild Nr.1. Diese Frankfurter Punkbewegung konzentriert ihre Aktivitäten auf mehrere Orte, die Hauptwache und den Goetheplatz in der Innenstadt, den Flohmarkt am Eisernen Steg, die „Batschkapp“ (ein alternativer Veranstaltungsort, wo viele Punkkonzerte stattfinden) und das Jugendzentrum Bockenheim.

20.02.’81: erster dokumentierter Auftritt im Juz Bockenheim mit Incapables, Mutation und Kreppelkaffee.

08.05.’81: zweiter dokumentierter Auftritt im Juz Bockenheim mit Boopy Traps, Middle Class Fantasies und Antikörper.

Von diesen beiden ersten Gigs gibt es leider kein Foto- oder Audiomaterial. Erwähnung finden die Böhsen Onkelz während dieses frühen Stadiums lediglich in lokalen Fanzines und Undergroundpublikationen.

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