Timeline

zurück

Die Böhsen Onkelz gründen sich im November 1980 in dem Keller eines Reihenhauses in Hösbach bei Aschaffenburg.

Die Gründungsmitglieder sind Stephan Weidner damals 17 Jahre alt, Kevin Russell, damals 16 Jahre alt und Peter Schorowsky, damals 16 Jahre alt.

Inspiriert durch Punkbands wie die Sex Pistols, The Ramones, The Clash, The Stranglers und Sham 69, erscheint es den drei Jugendlichen als eine logische Konsequenz, ebenfalls eine Punkband zu gründen. Den Namen geben ihnen mehrere Kinder, die im Winter 80/81 die grünbehaarten Jugendlichen im ländlichen Hösbach als „böse Onkels“ bezeichnen. Der Name bleibt hängen und sollte auch später nicht mehr geändert werden.

Aus welchen familiären Verhältnissen kommen die Onkelz?

Peter Schorowsky ist der zweitälteste von vier Brüdern. Seine Familie stammt aus Hösbach. Sein Vater ist Kühlanlagenmechaniker, seine Mutter Hausfrau. Der Familienhintergrund ist bieder-katholisch. Seine Kindheit verläuft unspektakulär und sein Aufwachsen wird von der dörflichen Umgebung geprägt. Bis zur Bandgründung der Onkelz wird dem jugendlichen Peter aber klar, dass es neben Schule, Kirche und Ausbildung noch etwas anderes geben muss. Er vermisst etwas. Etwas, das er noch nicht artikulieren kann, solange, bis er eines Abends die Sex Pistols im Fernsehn sieht. Da wird ihm klar, was er all die Jahre vermisst hat: den P-U-N-K. Und es wird ebenfalls klar, dass er Rockmusiker wird. Früher oder später.

Kevin Russell ist das jüngste von drei Kindern, sein Vater ist Lufthansapilot englischer Abstammung, seine Mutter Hausfrau mit einem ausgebildeten Alkohol-Abhängigkeitssyndrom. Die Familie ist aus Hamburg zugezogen und zerbricht schnell unter der Alkoholkrankheit der Mutter und der beruflich bedingten Abwesenheit des Vaters. Wenn Vater Russell zuhause ist, ist keine Zeit für die Kinder vorhanden. Außer, um sie mit dem Gürtel oder der flachen Hand zu verprügeln. Kevin leidet bereits in frühen Kindesjahren unter Abweisungserlebnissen, und entwickelt schnell ein Isolationstrauma, was sich später in unreflektierten Gewaltausbrüchen und Autoaggression ausdrücken wird.

Stephan Weidner ist das dritte von fünf Kindern. Die Eltern leben getrennt. Der Vater, eine schillernde und wegen mehrfachen Autodiebstahls vorbestrafte Persönlichkeit im Frankfurter Rotlichtmilieu, verläßt die Familie nach der Geburt des fünften Kindes. Der älteste Bruder zieht aus, sobald er auf eigenen Füßen stehen kann, der zweite Bruder wird von der Jugendfürsorge in ein Heim gebracht. Die Mutter wohnt mit Stephan und seinen zwei jüngeren Schwestern in einer Sozialwohnung in einem Hochhaus am Frankfurter Berg und ist ganztags beschäftigt. Die Kinder bleiben weitgehend sich selbst überlassen. Stephan zieht mit 13 zu seinem Vater in ein Reihenhaus nach Hösbach. Er verbringt seine Jugendjahre unter der Obhut des Vaters und arbeitet in der Kneipe eines Bordells in Frankfurt. Er macht erste Kontakte mit Sex und Drogen (u.a. hat er schon mit 16 zwei Edelprostituierte, die für „Tex“ Weidner anschaffen, zu seiner privaten Verfügung, und raucht mit 15 seinen ersten Joint) und beginnt sich, als er 17 wird vom Vater abzunabeln. Der Puff interessiert Stephan nicht mehr. Er wird langweilig. P-U-N-K kommt gerade rechtzeitig.

Bedingt durch die Begrenztheit des Ortes Hösbach, lernen sich Stephan, Peter und Kevin 1978/79 kennen und werden unzertrennliche Freunde. Der Punkrock setzt sich in der Gedankenwelt der drei Jugendlichen fest und bestimmt fortan ihr Handeln.

Zum Zeitpunkt der Bandgründung im November 1980 besitzen sie einen alten Bass, einen antiken Röhrenverstärker, zwei Dashtrommeln, ein Tischmicro und ein Plektron. Die Band beginnt ihre ersten Songs zu schreiben, die nicht viel mehr sind, als atonale Gröhlereien. Uns liegt ein Tape vor, dass noch die, mit einem Sharp Kassettenrecorder aufgezeichnete Originalaufnahme einiger frühen Punksongs aus dem Hösbacher Keller enthält. Zu dieser Zeit, als die Böhsen Onkelz sich an der Grenze zur Volljährigkeit befinden, beginnen sie damit, sich von der Enge Hösbachs zu lösen und an den Wochenenden nach Frankfurt zu fahren. Stephan, dem bereits 1979 ein „Schulverbot“ für alle Schulen in Hessen ausgesprochen wurde, und der während der Woche in der „Kneipe“ seines Vaters gearbeitet hat, löst sich von der autoritären und dominanten Vaterperson und versucht ohne Schulabschluss in der Frankfurter Punkszene auf eigenen Füßen zu stehen. Peter Schorowsky beendet die Hauptschule in Hösbach und beginnt eine Lehre als Schweißer, während Kevin Russell sich mehr schlecht als recht um seinen Hauptschulabschluss bemüht. Alle drei übernachten, zusammen mit Stephans Schwestern und Stephans Mutter während der Wochenenden in Frankfurt in der Sozialwohnung am Frankfurter Berg. Zwischen unzähligen Kippen und Dosenbier, nach dem Konsum von Hasch, Klebstoff und vielen Pornos, und nachdem man die angesagten Punkbands der Endsiebziger rauf- und runter hört, sind sich Stephan, Peter und Kevin einig: Sie würden die größten Punker des Universums, der Galaxie werden. Die geilste Band, die es je gegeben hat. Scheiß auf alles. ! P-U-N-K ! ! B-Ö-H-Z-S-E O-N-K-E-L-Z-S !

007 (2)