Diskographie

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Schon 2004 entschließen sich die Onkelz, das 1987er Album „Onkelz wie wir“ neu aufzunehmen, doch erst Ende 2007, am 02. November, erscheint sie – die Neuaufnahme.

Um nachvollziehen zu können, warum die Band sich dazu entschloss, das – sieht man von „Erinnerungen“ und vielleicht von „Bomberpilot“ ab – unspektakuläre Album neu aufzulegen, haben wir hier das Original-Statement von 2007 abgedruckt:

Schon wieder ONKELZ WIE WIR? Die gibt’s doch schon seit zwanzig Jahren?“ werdet ihr euch fragen. „Und warum komplett neu eingespielt?“ Berechtigt, berechtigt! Nun, es gibt zwei Beweggründe, über die wir euch gerne aufklären.

Zunächst ist es für jeden Musiker eine verlockende Gelegenheit, einem alten Album mit diversen Klassikern noch mal einen frischen Anstrich zu verpassen. Nicht zu viel an der Grundstimmung verändern, den Geist der Achtziger, der durch die Platte weht, bewahren, aber dennoch ein paar Schräubchen drehen, um noch ein bisschen mehr raus zu holen. Dieser Aspekt des Unternehmens war allerdings nicht die Triebfeder, die den Stein des Anstoßes in Sachen „Onkelz wie Wir reloaded“ ins Rollen gebracht hat.

Nein, der Grund ist ein anderer und zugegebenermaßen pragmatischerer: Die Onkelz (wir) haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir in unserer Vergangenheit zwar immer authentisch und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben, dadurch aber eben auch einige Baustellen eröffnet haben. Über die inhaltlichen wurde genug Tinte vergossen, aber daneben es gab auch genug geschäftliche Fragen, in denen wir uns den falschen Leuten ans Bein geworfen haben. Durch den Verlauf, den unsere Karriere genommen hat, sind wir in der glücklichen Situation, dass wir gute Argumente auf unserer Seite hatten, schon viele dieser Fehleinschätzungen im Nachhinein korrigieren zu können. Ein Privileg, dessen sind wir uns bewusst!

Wir haben mittlerweile die Rechte an beinahe unserem gesamten Katalog wieder, keine Bellaphon, kein Rock´o´Rama oder sonst wer kann uns mehr ins Handwerk pfuschen. Nur diese eine Bastion charakterlicher Unzulänglichkeit liegt uns wie ein verdorbener Gallier noch quer im Magen: Ingo Nowotny, Möchtegern-Plattenmogul aus Usingen, der sich krampfhaft an seinen letzten Strohhalm klammert – ONKELZ WIE WIR. Und mit ihm sein ebenso konditionierter Steigbügelhalter Laszlo Viragh, abgehalfterter Plattenproduzent aus Frankfurt. Und dass sich die beiden an diesem Album auch heute noch ein stolzes Sümmchen verdienen ist einfach unerträglich, wenn ihr uns fragt. Seit mittlerweile gut zehn Jahren befinden wir uns also mit den Typen im juristischen Kriegszustand. Und obwohl sie bis heute kaum eine Gelegenheit ausgelassen haben, uns zu bescheißen, haben wir die Rechte an diesem einen Album nicht zurück bekommen können. Jetzt haben wir die Nase voll und werden das Kapitel auf unsere Weise beenden. Kommando „Geldhahn abdrehen“ läuft an!

Um die Bauchschmerzen verstehen zu können, die uns das Thema Nowotny/Viragh heute noch bereitet, muss man etwas ausholen:

Anfang 1987 schlossen wir einen so genannten Künstlervertrag mit Laszlo Viragh, den wir damals bei den Aufnahmen zur BM-BL im Studio kennen gelernt hatten. Per Künstlervertrag sichert sich der Produzent die Rechte an dem aufgenommenem Material und versucht anschließend, die Platte bei einer Plattenfirma unter zu bringen. Ging schnell, denn schon fünf Tage später unterschrieb „Lotzi“ bei Metal Enterprises und das Elend nahm seinen Lauf. Allerdings mit Verzögerung, denn damals war man noch froh, den Saustall Rock´o´Rama endlich hinter sich gelassen zu haben und mit einem Mann zusammen zu arbeiten, der sich wenigstens einen professionellen Anstrich gab. Also setzte die Band ihr Signet direkt noch unter einen Kontrakt über drei Alben bei Nowotny. Diesesmal jedoch – im Unterschied zur „Onkelz wie wir“ – ohne den Umweg Viragh. Damals konnte noch niemand ahnen, dass sich schon recht schnell das Sprichwort vom Regen und der Traufe aufdrängen würde. Wir sahen bestenfalls unregelmäßig irgendwelche Lizenzzahlungen, Abrechnungen waren in der Regel schwammig bis undurchsichtig und dass Nowotny seine Füße – nachdem sein bestes Pferd im Stall ihn drei Jahre später wieder verlassen hatte – nicht still halten konnte und stattdessen dass offensichtlich eine rechte Glatzen-Käuferschar ansprechende „Könige für einen Tag“-Album rausbrachte, lässt einen traurigen Blick auf seine skrupellose Krämerseele zu. Kaum eine Gelegenheit ließ er aus, der Band zu schaden. Die Geschichte ist bekannt, die Rechte an den drei aus diesem Vertrag resultierenden Platten liegen wieder bei uns – die Auswertungsrechte Nowotnys wurden zum 31.12.2000 juristisch ausgeknipst – und wurden vor sechs Jahren ja bereits remastered wieder veröffentlicht.

Ohne weiter ins Detail gehen zu wollen: Nowotny und Viragh beschäftigten ihrerseits die Gerichte jahrelang, weil der eine dem anderen übel mitgespielt hat, was der andere dann natürlich wieder nicht auf sich sitzen lassen konnte. Und gemeinsam – das ist ihr gemeinsamer Nenner – haben sie die Onkelz hunderttausende von Euros gekostet – nicht gezahlte Lizenzen, Anwaltskosten und und und…

Und damit kommen wir wieder zum Anfang zurück: Wir sind es einfach Leid, dass sich einer von den beiden mit unserem Namen und unserer Arbeit auch nur noch einen müden Cent rein tut.

In Sachen Covergestaltung haben wir bewusst mit ein bisschen Bootleg-Ästhetik gespielt, denn als solches sehen wir die neue ONKELZ WIE WIR. Wir kopieren uns selber, und bringen das ganze ein bisschen piratenmäßig an den Start.

Willkommen im Boot und danke für eure Aufmerksamkeit!“

 

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