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Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, so begann mein erster Konzertbericht der Warm-Up Shows in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Jetzt, knapp vier Wochen später, schreibe ich diesen letzten Konzertbericht aus Bischofshofen und hoffe, dass jedem Ende auch irgendwann ein Anfang inne wohnt. Die Open Air Tour 2024 ist Geschichte – rien ne va plus! Eine Geschichte, die man kaum mit Worten beschreiben kann. Ich werde es dennoch versuchen.

Wir hatten gerade die großartigen, beiden Shows in Neu-Ulm gedanklich verarbeitet, da kamen wir nach etwa fünf Stunden Fahrt im Verlauf des Mittwochvormittags auch schon im schönen Bischofshofen bei bestem Wetter an. Ein kurzer Blick aus der Koje: Alle wach. Ein Blick aus dem Fenster: Ein beeindruckendes Bergmassiv am Horizont. Hier sind wir richtig! Schon beim ersten Schritt auf österreichisches Hoheitsgebiet, waren wir augenblicklich verliebt in diese wunderschöne Landschaft und in das Charisma, das diese Stadt mit nur etwa 12.000 Einwohnern, im Stande war zu versprühen. Gleichzeitig drängte sich die Frage ins Bewusstsein, was wohl von ihr übrig bliebe, wenn hier mehr als 40.000 Fans an zwei Tagen die Stadt in ein Meer aus Onkelz-Wahnsinnigen verwandeln würde. Ich nehme die Antwort vorweg und behaupte: Es war die größte Onkelz-Party aller Zeiten. Ein kollektiver Ausnahmezustand der anderen Art. 

Die eineinhalb Tage bis zur ersten Show des Grande Finale nutzen wir, um die Gegend in und um Bischofshofen ausgiebig kennenzulernen und zu erkunden. Zunächst trug es uns zum 50 Meter hohen „Gainfeldwasserfall“, der sich in Sichtweite zur Bühne an der Paul-Außerleitner Schanze befand, eingebettet in einer beeindruckenden Naturkulisse. Bei Temperaturen um die 30 Grad brachten wir beim Aufstieg zum Gipfel des Wasserfalls unseren Puls spielend in die Geschwindigkeit von „Danke für nichts“ und wurden schlussendlich für die Mühen mit einem wunderschönen Ausblick auf das Konzertgelände belohnt. Was war das für eine außergewöhnliche Kulisse: Zwischen saftigen, grünen Wiesen auf denen Rinder von noch saftigeren, grünen Wiesen träumten und Bergen, die die Wolken am Weiterziehen hinderten, lag das Konzertareal. Mitten drin, am Fuße der Sprungschanze. Wahnsinnig schön! Auch Salzburg wusste am nächsten Tag bei unserem Besuch zu überzeugen. Da aber vor dem Vergnügen bekanntlich die Arbeit steht, nutzen wir abermals den Aufstieg über den Kapuzinerberg, soweit ich mich daran noch erinnern kann, um in die Altstadt zu gelangen. Dass dieser Umweg nur sehr schwer in Einklang mit unserer Physis zu bringen war, merkten wir leider erst beim Aufstieg selbst. Unser Weg führte uns durch enge Gassen, entlang der Einkaufsstraßen, bis hin zum Geburtshaus von Mozart, dem man aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen, undankbarerweise ein SPAR-Supermarkt ins Erdgeschoss gepflanzt hat. Nein, wir waren uns schnell einig: Österreich ist immer eine Reise wert und waren gespannt, ob das auch im Kontext der Onkelz eine zutreffende Aussage sein würde.

Die Paul-Außerleitner-Schanze zählt zu den größten Sportstätten in Österreich und bildet Jahr für Jahr den Abschluss der Vierschanzentournee. Noch nie hat es dort ein Konzert gegeben und schon gar nicht in dieser Größenordnung. Seit ein paar Tagen ist die Schanze nun hoch offiziell onklifiziert. Dieses Qualitätsprädikat war allerdings kein Selbstläufer. Schließlich ist der Ort beschaulich, die Straßen eng, die Schanze selbst umsäumt von Wohnhäusern. Es brauchte den vereinten Willen und den Einsatz der gesamtem Stadt und ihrer Behörden in corpore, um eine Veranstaltung dieser Art und Größe auf die Beine zu stellen. So verwandelte sich das Äquivalent zur Zeil, nur eben in Bischofshofen, quasi über Nacht zur größten Onkelz-Fanmeile, die ich jemals gesehen habe. Überall gab es links und rechts Getränkestände, Grillwagen und reichlich Onkelz aus lauten Boxen. Wer bis hierhin noch nicht mitbekommen hatte, dass die Band in der Stadt ist, wusste es spätestens jetzt. Zwischen der Zillertaler Trachtenwelt und H&M stand er, wie ein Monument in die moderne Landschaft gemeißelt, der B.O.S.C.-Bus und mit ihm die Onkelz in Dauerschleife. Ich bin überzeugt, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter in den Läden dieser Straße seit diesen Tagen mindestens zwei Onkelz-Songs auswendig singen kann und ich vermute es sind „Mexico“ und „Terpentin“. Geflutet waren die Straßen mit zehntausenden Onkelz-Wahnsinnigen, die nichts anderes im Sinn hatten, als in Bischofshofen zwei unvergessliche Konzerte und gleichermaßen den Abschluss dieser Open Air Tour 2024 mitzuerleben. Und um diese Shows zu etwas ganz Besonderem zu machen, wurde nichts dem Zufall überlassen. 

Ein letztes Mail wurde das ganz große Besteck aus Bühne, Licht und Ton aufgefahren. Die Paul-Außerleitner-Schanze wurde eigens mit Bengalos präpariert und hoch oben, auf der Schanze selbst, wurden hunderte Drohnen platziert, die während der Show verschiedene Logos und Schriftzüge, passend zu den gespielten Songs, in den Nachthimmel strahlten. So etwas hatte es in der Geschichte der Onkelz noch nie gegeben. Bereits das Testen dieser Symphonie aus fliegenden LED-Lichtern, hatte am späten Donnerstagabend unweigerlich zu Gänsehaut und großer Vorfreude geführt. Bischofshofen, hier lag etwas Großes, etwas Besonderes in der Luft. 

Nach bis hierhin 14 gespielten Shows, werde ich in diesem letzten Konzertbericht darauf verzichten, einzelne Songs hervorzuheben. Ich hoffe, ihr seht es mir nach. Die Stimmung, die Atmosphäre in Bischofshofen war an beiden Tagen herausragend und fügte sich damit nahtlos ein in diese wunderbare Open Air Tour 2024, die ganz viel Licht hatte und nur sehr wenig Schatten. Die Chöre, die Hände, der Pogo und die Bengalos – all das wird uns allen noch sehr lange in Erinnerung bleiben und uns über die kommenden Monate tragen. Anwohner, die auf ihren Balkonen bei einem Glas Wein seelig das Schauspiel verfolgten, das sich ihnen unmittelbar vor ihrer Haustür bot, eine „brennende“ Schanze samt B.O.-Logo bei Erinnerungen und besagte Drohnen, die den Nachthimmel mit hunderten Lichtern erleuchteten, machten diese Onkelz-Premiere in Bischofshofen zu einem Schauspiel, von dem man sich in Bischofshofen und darüber hinaus wohl noch lange erzählen wird. Hier wurde Geschichte geschrieben! 

Zum Abschluss dieses Berichts bleibt mir einmal mehr nur noch Danke zu sagen: 

Thank you an Those Damn Crows! Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass es für keine Vorband dieser Welt einfach ist, für die Onkelz zu eröffnen. Ich finde die fünf Waliser, die nicht nur wahnsinnig sympathische Typen sind, haben diese Aufgabe mehr als bemerkenswert erledigt. Deren eingängige Hymne „Find a Way“ klingelt mir bis heute in den Ohren. Hört mal rein und supported die Jungs! 

Ein großer Dank geht darüberhinaus an unsere wunderbare Crew! Eine Crew, die in den vergangenen vier Wochen hinter der Bühne alles gegeben hat, um euch vor der Bühne diese unvergesslichen Konzerte, die ihr erleben konntet, zu ermöglichen. Nur wenn jeder Einzelne hier sein bestes gibt und jedes Zahnrad ineinander greift, kann eine Tour dieser Größe funktionieren. Wie ein Wanderzirkus, wie eine Klassenfahrt auf Zeit, haben sich die letzten, gemeinsamen Wochen angefühlt. Entsprechend bewegt war auch die Verabschiedung am frühen Sonntagmorgen. Denn diese Crew sind nicht nur herausragende Experten auf ihren jeweiligen Gebieten, sie sind auch jeder für sich ganz besondere Persönlichkeiten. Ein bunter Haufen verschiedenster Charaktere, jeder mit seiner eigenen Geschichte und alle mit der Schnittmenge, die beste Onkelz-Tour aller Zeiten auf die Straße zu bringen. Ich glaube, das ist uns auch ganz gut gelungen! Danke an jeden Einzelnen von euch für euren Einsatz und für die unzähligen, gemeinsamen Momente und Erinnerungen für die Ewigkeit! 

Unser letzter Dank gilt euch. Ihr habt dieser Open Air Tour 2024 die Seele und das Herz gegeben. Ihr habt früh morgens bereits an den Einlässen gewartet, habt all eure Ersparnisse für Karten, für Hotels und Reisekosten investiert und habt dann, nachdem ihr bereits stundenlang gewartet hattet, noch während der Show alles gegeben. Ihr habt gesungen, getanzt, gelacht und euch weinend in den Armen gelegen. Ihr habt jeden Song und uns Abend für Abend gefeiert und dabei jedes menschliche Gefühl durchlebt. Ihr seid eurem jugendlichem Ich begegnet, habt Schicksalsschläge noch einmal gefühlt und all eure Wut, Angst und Freude in den Nachthimmel geschrien. Das macht euch und uns so einzigartig. Danke für alles, für diesen Traum, dieses Privileg. Ihr seid die Geilsten aller Zeiten!

Wir werden uns wiedersehen. 

✏️ // Marco Matthes

📸 // Christian Thiele

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