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Heute findet das Konzert in einer ungeheizten Messehalle statt. Alle frieren sich beim Aufbau und backstage den Arsch ab. Die Story des Tages liefert Tourleiter Thomas Hess, der zwei Skins, die Ärger machen, nackt aus der Halle jagt.“ „Bei den ONKELZ kommt die Security heute ordentlich ins Schwitzen: Dauernd müssen Mädchen aus den ersten Reihen gezogen und den Rot-Kreuzlern übergeben werden. Darüber hinaus darf die Crew einige Skins (die mit den weißen Schnürsenkeln) raus schmeißen, weil sie ihren rechten Arm nicht unter Kontrolle haben – ein Problem, das bei den österreichischen Gigs im Gegensatz zu den deutschen immer wieder auftaucht. Gitarrist Gonzo platzt der Kragen, als ein Idiot in der ersten Reihe den Arm zum Hitlergruß hebt. Er springt in den Absperrgraben und schlägt dem Kerl kurzerhand seine Gitarre ins Gesicht. Hart, aber gerecht.“ aus „Rock Hard“, 1/97, Tourtagebuch der 96er Tour

Frage: „Du meintest, dass das Publikum im Osten noch nicht soweit ist. Diese Tour habt ihr nun doch in Schwerin gespielt. Ich war da und muss sagen, es war wirklich ziemlich scheiße. Werdet ihr auf der nächsten Tour die Neufünfländer wieder auslassen?

Stephan: „Das ist schwer zu sagen. Wir haben uns auch selbst geärgert, dass wir uns von denen haben provozieren lassen und ich glaube das ist genau das, was die Leute erreichen wollen. Aber auch jedes solcher Konzerte zeigt doch auch mal wieder, wie hart wir bei solchen Leuten durchgreifen und schreckt vielleicht das nächste Mal den einen oder anderen ab.“ aus „Bodystyler“, Jan./Febr. 1997

Stephan: „Die Reps sind leider nicht die ersten, die die ONKELZ für ihre Zwecke missbrauchen, und da kann man natürlich nicht tatenlos zuschaun – zumal einige Leute ja auf die Idee kommen könnten, wir würden solche Veranstaltungen befürworten oder uns mit solchen Parteien solidarisieren. Wir haben keinen Bock, uns vor irgendeinen politischen Karren spannen zu lassen – und schon gar nicht vor einen rechten.“ aus „RockHard“ 5/97 Statement zum Verbot der Rep-Veranstaltung „ONKELZ&Rave“

Stephan: „Wir beobachten von der Bühne ganz genau, was sich im Publikum abspielt. Randalierer oder Leute, die rechtsradikale Gesten machten, werden von den Ordnern nach draußen befördert. Früher kam es schon mal vor, dass ich selber Hand anlegen musste, wenn jemand blöd wurde. Solche Leute haben bei uns nichts zu suchen, das sagen wir dem Publikum immer wieder.“ aus „MetalHammer“ 9/97

Frage: „Dubiose „Republikaner-Parties“, wo ohne euer Wissen – geschweige denn euer Einverständnis – mit dem Namen BÖHSE ONKELZ geworben wird, sind hoffentlich Einzelfälle, oder?“

Stephan: „Ja, zum Glück. So was ärgert uns natürlich, aber man kann wenig dagegen tun. Im rechten Untergrund wird unser Name immer noch missbraucht, und wir hatten erst kürzlich wieder eine bandinterne Diskussion, wo es um dieses Thema ging. Wir haben schon das Gefühl, da noch mehr machen zu müssen, denn scheinbar lassen wir irgendwelchen rechten Vollidioten immer noch genügend Freiräume. Die finden immer noch Nischen, die es ihnen ermöglichen, Songtexte oder Aussagen von uns für sich auszulegen. Du wirst diese Idioten einfach nicht komplett los.“

Frage: „Diesen Eindruck hatte ich bei euren letzten beiden Konzerten in Dortmund, es gab auch offensichtliche Versuche von rechter Seite, das ganze zu unterwandern.“

Stephan: „Wir wissen, dass es immer noch Leute gibt, die uns politisieren und für sich auszunutzen versuchen. Ein ganz bestimmter Wichser aus der rechten Szene macht uns zum Beispiel immer wieder Ärger und brüstet sich sogar damit, demnächst eine Biographie über uns schreiben zu wollen.“ (Anm. Hier ist Thorsten Lemmer gemeint)

Frage: „Inwieweit betrifft dich so was überhaupt? Hakst du das für dich ab, weil du wenig dagegen tun kannst?

Stephan: „Solche Sachen sind mir bestimmt nicht egal – aber ich kann auch nicht die Verantwortung für alle Vollidioten dieser Welt übernehmen – Terror in U-Bahnen oder ähnliches gibt es nach anderen Rockkonzerten auch – und was willst du als Musiker dagegen unternehmen? Wir haben uns ständig zu diesem Thema geäußert, wir haben es lang und breit jedem erklärt, und mittlerweile müsste auch der letzte Depp kapiert haben, dass die ONKELZ nicht mit irgendwelchen Faschos sympathisieren. Wir machen das auf unseren Konzerten sehr deutlich und werfen Nazis raus, wenn sie uns irgendwie auffallen.“

Frage: „Ich weiß natürlich, dass `Bomberpilot` an sich ein politisch wertfreier Song ist, und du hast ja auch eine entsprechende Ansage dazu gemacht, aber `Deutschland im Herbst` hätte ein klareres Zeichen gesetzt.“

Stephan: „Dass irgendwelche Hohlköpfe `Bomberpilot` für sich interpretieren oder falsch verstehen, dafür kann ich nichts.

Frage: „Ihr habt ja auf der letzten Tour erstmals auch im Osten gespielt. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?

Stephan: „Ziemlich durchwachsene. Das örtliche Publikum beim ersten Konzert war völlige ok, aber es waren Fascho-Glatzen aus Berlin da, die irgendwie in die Halle gekommen sind und da natürlich extrem negativ auffielen. Fast hätten wir das Konzert vorzeitig abbrechen müssen. Wir haben die Faschos dann rausgeschmissen, wobei die Sache etwas eskaliert ist. Aber das Publikum hat von sich aus „Nazis raus!“ gerufen, als die Chaoten aus der Halle befördert wurden.“ aus „RockHard“, 9/97

Frage: „Warum habt ihr später ins Skinhead-Lager gewechselt?“

Gonzo: „Der Punk wurde zum Establishment. Die Rebellion hatte an Kraft verloren, also haben wir etwas Neues gesucht, mit dem wir provozieren konnten.“ Stephan: „Das war damals noch eine unpolitische, gemischte Szene.“

Frage: „Ende 1985 begann der Ausstieg aus der Skin-Szene. War es schwer da raus zukommen?“

Kevin: „Es war eine Phase, die Zeit brauchte. Im Kopf musste sich nichts ändern, weil nichts abzulegen war.“

Stephan: „Niemand von uns musste eine braune Uniform ausziehen, weil wir sie nie anhatten. Es gab ein Schlüsselerlebnis: Wir besuchten den Auftritt einer befreundeten Band in Berlin. Zwischen den Songs haben die Zuschauer nichts anderes gerufen als „Ausländer raus!“. Wenn es das bedeutete, ein Skinhead zu sein, hatten wir keinen Bock mehr drauf.“ aus „Metal Hammer“, 12/97

Stephan: „Und da haben wir gesagt, wir können zu diesem Thema (Rostock, Moelln) nicht mehr schweigen, sondern müssen jetzt an die Öffentlichkeit gehen und müssen uns dazu äußern. Vor allen Dingen, damit uns unsere Fans nicht falsch verstehen und nicht denken, wir würden tatsächlich so etwas tolerieren bzw. könnten uns mit so etwas identifizieren.“ aus „Break Out“, zum B.O. Interviewboykott von 1991, Dezember ´97 / Jan. ´98

Hier ein paar gesammelte Ansagen der Onkelz gegen Rechts, die im Laufe ihrer Karriere auf den Konzerten gefallen sind: