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… doch davor hat der liebe Gott die Vorband-Akquise gesetzt….
Bei „normalen“ Bands eine Frage von wenigen Wochen, die Nachwuchshoffnungen stehen Schlange, aber bei den Onkelz ist das Ganze leider wie in der Vergangenheit wieder eine „Unendliche Geschichte“. Rund 20 Bands werden vom Management angefragt, immerhin mit der Aussicht auf 4 Konzerte mit zusammen rund 75.000 Zuschauern.
Von einigen Gruppen kommt gar keine Antwort, andere sagen erst zu, um wenige Stunden später mit dubiosen Begründungen wieder zurückzutreten. Man kann hinter jeder Absage förmlich den Druck spüren, der teilweise von Seiten des Managements und des Umfelds auf die Musiker ausgeübt wird. Man könnte sich mit einer Zusage ja alles versauen. So zieht sich die Suche von Herbst 2002 bis in den Frühling 2003, bis dann schließlich drei Bands feststehen, die anfangs überhaupt niemand auf der Rechnung hat, die aber sofort Feuer und Flamme sind, als man ihnen anbietet, bei den Open-Airs dabei zu sein. Das spricht für sich und auch die Reaktion der Fans auf den vier Gigs zeigt, dass Pro-Pain, Sub7even und Biohazard keinesfalls nur „Lückenbüßer“ sind.
Ebenfalls im Juli spielen die Onkelz erneut in „Ferropolis“ und erstmalig auf dem berühmten Loreley-Felsen jeweils eine Doppelshow.
„Ferropolis“ (die Stadt aus Eisen) ist der Name der abgefahrensten Konzertlocation in Deutschland. Unweit von Dessau und eine gute Stunde von Leipzig liegt das verschlafene Nest Gräfenhainichen. Dort befand sich noch vor 15 Jahren ein gewaltiger Braunkohletagebau. Mit dem Fall der DDR, fiel auch das lokale Braunkohlekombinat und übrig blieben nur die gewaltigen Bagger, die nun in einem Kreis aufgestellt, eine beeindruckende, postnukleare Mad-Max Konzert Venue bilden.
Die Onkelz rockten hier bereits 2001 mit Rose Tattoo und auch in diesem Jahr ist das Haus voll. 25.000 Fans sind es am ersten und knapp 21.000 am zweiten Tag. Diesmal sind Sub 7even aus Dortmund, Pro Pain aus Brooklyn und Biohazard, ebenfalls aus Brooklyn mit dabei. Mit Sub 7even pflegt man ja bereits seit dem Benefizgig für die Opfer rechter Gewalt 2001 in Bremen und seit der Tour 2002 ein sehr lockeres freundschaftliches Verhältnis und Pro Pain konnte man bereits für das Open Air in Dieztenbach 1996 und die Viva los Tioz Tour 1998 verpflichten. Neu sind Biohazard, die genauso wie Pro Pain den New Yorker Hardcore Stil pflegen und dementsprechend losknüppeln. Auf alle Fälle bringen die Jungs eine Energie auf die Bühne, wie man sie nur bei wenig Bands sehen kann. Die Amis sind reise- und tourerfahren, hatten Auftritte bei „Rock in Rio“ und haben die größten Festivals der Welt gespielt und sind dennoch einer Meinung, so etwas wie die Onkelzfans noch nie gesehen zu haben. Nirgendwo auf der Welt, bei keiner Band, mit der sie zusammengespielt haben, gab es einen solchen besessenen und loyalen Fansupport, wie bei den Onkelz. Das wiederum hören die Onkelz gerne und gehen dementsprechend gut gelaunt auf die Bühne. Beide Ferropolis Konzerte verlaufen friedlich und ohne Zwischenfälle. Beschwerden über die „Abzockerei“ auf den Park- und Zeltplätzen werden jedoch laut und man kann nur hoffen, dass die Gemeinde Gräfenhainichen dieses Geld endlich in eine bessere Zufahrtsstraße investiert.
Eine Woche später am 18./19. Juli absolvieren die Onkelz ihre Loreley Premiere und es hätte kein passenderer Rahmen sein können. 35°C und blauer Himmel, dazu hunderte Wohnmobile und Zelte, die die umliegenden Wiesen und Felder belagern. Und das schon 5 Tage vor den Konzerten. 15.000 Fans je Show am Freitag und am Samstag unterstützen die Onkelz aus vollem Halse. 2,5 Stunden Onkelzpower, angeheitzt durch Sub 7even, Pro Pain und Biohazard. Eine fette Party in nettem Ambiente, wobei sich auch Vorbands, Support und Onkelz näher kommen. Pro Pain spielen hier zum ersten Mal ihre Version vom Onkelzhit „Terpentin“ was Stephan dazu veranlasst, spontan mit einem Micro auf die Bühne zu springen und beim Singen auszuhelfen.
Gefeiert wird bis in die frühen Morgenstunden und die Loreley kann als gelungenes Trainingskonzert für den anstehenden Rolling Stones Support verbucht werden. „Ihr seid besser als die Rolling Stones“, gesungen von den 15.000 anwesenden Onkelzfans lässt auf alle Fälle einiges für den 08.08.2003 erwarten.
Erwähnenswert ist weiterhin, dass Kevin Russell auf der Clubtour und den Open Air Shows eine fitte Figur abgibt und annähernd so singt, wie zu seinen besten Zeiten. Der lange und intensive Entzug, den er Anfang 2003 macht, zeigt Wirkung.
Fotos Club Tour/Open-Airs: Edmund Hartsch
Und natürlich – für euch: Bewegtmaterial von dem furiosen Loreley Gig (Danke für nichts, Ich bin in dir & Der Platz neben mir):
Setliste Open Airs 2003:
- Intro
- Hier sind die Onkelz
- Narben
- Dunkler Ort
- Onkelz 2000
- Finde die Wahrheit
- Schutzgeist der Scheiße
- Nichts ist so hart wie das Leben
- Nichts ist für die Ewigkeit
- Terpentin
- Ich bin in Dir 2001
- Koma – Eine Nacht, die niemals endet
- Gehasst, Verdammt, Vergöttert
- Nr. 1
- Ein langer Weg
- So sind wir
- Wieder mal nen Tag verschenkt
- Die Firma
- Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt
- Danke für nichts
- Stand der Dinge (Ferropolis)
- Der Platz neben mir
- Das Geheimnis meiner Kraft
- Auf gute Freunde
- Wir ham noch lange nicht genug
- Keine Amnestie für MTV
- Mexico
- Kirche
- Nur wenn ich besoffen bin
- Erinnerungen
- Baya (Ferropolis)